Kultur und Neue Ländlichkeit: Schlussfolgerungen

Das diesjährige „Forum ländliche Entwicklung und Demographie Mecklenburg-Vorpommern“ in Torgelow am 4. Oktober zeigte ein ausgeprägtes Interesse an der Neuen Ländlichkeit und der Rolle, die Kultur dabei spielen kann. Das ist besonders bemerkenswert, weil sich hier nicht primär Kulturschaffende trafen, sondern das ganze Spektrum ländlicher Akteure vom Bürgermeister über LEADER-Manager bis zu lokalen Initiativen verschiedenster Art zusammenkam. Aus einem speziellen Workshop speist sich auch die Abschlusserklärung der Konferenz, die sich zu einem wesentlichen Teil diesem Komplex widmet:

„Kultur – Identifikation und „neue Ländlichkeit“

Kunst- und Kulturangebote tragen wesentlich zur Lebensqualität in den Städten und Dörfern des ländlichen Raums bei. Traditionelle Kultur ist ein Teil der örtlichen Geschichte und wichtig für die Identität. Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende transportieren mit ihrer Arbeit und ihrer Lebensgestaltung darüber hinaus ein besonderes Lebensgefühl, nutzen Räume und Gebäude neu und ziehen andere nach. In diesem Zusammenhang wird von einer „neuen Ländlichkeit“ gesprochen.

Herausforderungen:

– Die Bedeutung von künstlerischer und kultureller Arbeit auf Gesellschaft und Wirtschaft und damit auf Attraktivität und Entwicklung von strukturschwachen, ländlichen Regionen wird zu wenig anerkannt und wertgeschätzt. Auf kommunaler und Landesebene fehlt es diesen Themen wie kulturelle Bildung, Kunst- und Kreativwirtschaft oder Engagement in Kulturprojekten an einer starken Lobby und damit häufig auch an ausreichender Finanzierung.

– Das Wissen um die Angebote und die aktive Teilnahme an künstlerischen und kulturellen Veranstaltungen ist noch zu gering und wird durch die schwach

ausgebildete Kommunikations- und Mobilitätsinfrastruktur zusätzlich erschwert.

– Die Besonderheiten im kulturellen Veranstaltungs-, Arbeits- und Urheberrecht sowie die aktuelle Förderkulisse für künstlerische und kreativwirtschaftliche Prozesse sind den Aktiven zu wenig bekannt. Antrags- und Abwicklungsverfahren für Förderprojekte werden als zu bürokratisch und kompliziert gesehen.

Lösungsansätze:

– Das Konzept einer „neuen Ländlichkeit“ und die Rolle von Kunst und Kultur für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft im ländlichen Raum muss weitergedacht und weiterentwickelt werden.

– Kreative Potenziale von Kunst und Kultur können wirksamer und gezielter für die Entwicklung strukturschwacher ländlicher Räume genutzt und gefördert werden, z. B. über LEADER, über modellhafte Projekte im Zusammenhang mit den Ländlichen Gestaltungsräumen des Landesraumentwicklungsprogramms oder über einen Landeswettbewerb KUNSTDorf.

– Die Kreiskulturräte sind Vernetzungsstelle, Interessenvertretung und Sprachrohr der Kunst- und Kulturschaffenden und brauchen politische Unterstützung bei regionalen Kulturentwicklungsprozessen z. B. durch das Schaffen einer Managementstelle.“

 

Leserinnen und Leser, die sich an der hier geforderten vertieften Auseinandersetzung mit dem Konzept der Neuen Ländlichkeit beteiligen möchten, sind herzlich eingeladen, sich unter schmidt@anstiftung-mv.de zu melden.

Kontakt: kontakt@dr-wolf-schmidt.de

Autor Dr. Wolf Schmidt berät Stiftungen, ist Sprecher des Landesnetzes der Stiftungen in MV und leitet die „Initiative Neue Ländlichkeit” in der Mecklenburger AnStiftung.

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