Die Robert Bosch Stiftung in Stuttgart gehört zu den wenigen großen deutschen Stiftungen, die seit der Wende immer wieder gesellschaftliche Prozesse in Ostdeutschland mit Förderungen begleitet haben. Im Kern geht es dabei um Entwicklung von bürgerschaftlichem Engagement und Identität – bei einem großen Respekt für ostdeutsche Eigensinne.
2012 hat die Stiftung erstmals das Förderprogramm “Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort” ausgeschrieben. Damals bewarben sich über 700 Einzelpersonen, Initiativen und Institutionen aus den fünf ostdeutschen Flächenländern. Ausgelobt waren 20 Förderungen im Umfang von jeweils maximal 50.000 € für einen Zweijahreszeitraum. Mittlerweile sind aus über 1000 Anträgen mehr als 50 Neuland-Projekte entstanden. Gemanagt wird das Programm vom Thünen-Institut für Regionalentwicklung, einer Genossenschaft mit Sitz ursprünglich im mecklenburgischen Bollewick nun in Berlin – nicht zu verwechseln mit dem prominenten Braunschweiger Thünen-Institut, der “Bundesforschungsanstalt für ländliche Räume, Wald und Fischerei”.
Dieses Frühjahr hat Andreas Willisch, der führende Kopf des Thünen-Projekts, zusammen mit Siri Frech und Babette Scurell in Ch. Links Verlag eine erste große Bilanz veröffentlicht: “Neuland gewinnen. Die Zukunft in Ostdeutschland gestalten” (272 Seiten, 25 €).
Der Band gibt mit Daten und Selbstbeschreibungen Einblick in 24 Projekte. Von den in Mecklenburg-Vorpommern geförderten werden sieben porträtiert. “Allerhand e.V.” in Qualitz wird mit seiner “Werkstatt für lebenslanges Lernen” von der bekannten Künstlerin Barbara Wetzel vorgestellt. Gemeinschaftsbildung auf dem Dorf zeigt Willisch im Gespräch mit Wibke Seifarth von den “Offenen Werkstätten für Selbsthilfe und Allmendegüter” in Gatschow sowie Klaus Hirrich von der “Werkstatt des guten Lebens” in Wangelin. Usedom ist durch Frank Haney mit einem Projekt vertreten, das für erneuerbare Energien und E-Mobilität wirbt.
Renate Strom präsentiert das “Landerlebnis Diemitz” mit Begegnungs-, Lern-, Spiel- und Erfahrungsangeboten rund um Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung. Einen breiten auf dörfliche Entwicklung angelegten Ansatz verfolgt Heinz Niemann mit “Zukunft für Siggelkow”. Der pensionierte Dozent für Wirtschafts- und Sozialgeographie kümmert sich mit einem Verein und einem sehr kleinen Budget um die Infrastruktur der lokalen Daseinsvorsorge – vom Dorfladen über den Jugendclub und Seniorentreff bis zur Energieversorgung.
Der Eindruck der Themen täuscht nicht: Das Meiste dreht sich um Bildung, Aufklärung, Mobilisierung und Selbsttätigkeit – aber nicht aus der Warte zugereisten Besserwissertums, sondern immer im Sinne einer lernenden Gemeinschaft vor Ort. Die Berichte erfrischen durch Kritik der Politik für ländliche Räume ebenso wie die selbstkritische Reflexion eigener Lernprozesse. Also kein Buchaufguss von Antragslyrik.
Glücklicherweise haben es die HerausgeberInnen – eine Landschaftsplanerin und zwei aus der Soziologie – nicht beim Kleinklein des lokalen Idealismus belassen. Ihre Einleitung skizziert demographische, wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen ländlicher Räume im Osten. Ihre Botschaft: “Es reicht nicht aus, dass die Umbrüche in den großen Städten vollzogen werden, während das Land irgendwie alimentiert wird.” Als einen Schlüssel sehen sie das Engagement “der meist stillen und unermüdlichen Transformationsagenten” (S. 28).
Zu Recht weisen Sie dabei auf die Grenzen von “Ehrenamtlichkeit” hin. Denn: “Zu einem ‘guten’ Leben gehört nicht unbedingt viel Geld, und es geht nicht nur um das gute Leben des Einzelnen. Wenn man gemeinsam die Ressourcen zur Lebensgestaltung hat, wegen Wohnung und Nahrung gemeinsam geschaffen werden können, wenn das solidarische Wirtschaften ein kulturvolles, gemeinschaftliches Leben ermöglicht, ist viel erreicht. Doch schon für diese Grundsicherung steht die Frage im Raum: Was könnten sichere unternehmerische Grundlagen für zivilgesellschaftliche Aktivitäten sein? Diese Frage bringen viele Neulandgewinner schon mit: Wie sichere ich mein eigenes Einkommen? Wer braucht wann wie viel Geld im Projekt? Wie entstehen zivilgesellschaftliche Strukturen, die sich selbst finanzieren? Damit verbunden: Wie sichert eine Gesellschaft die Ressourcen für die Akteure ihrer eigenen Veränderung?” (S. 22f.)
Wie diese Herausforderungen anzugehen wären, findet Andeutungen in Klaus Overmeyers Beitrag “Neulandgewinner als Raumunternehmen” (S. 163-168) und bei Lukas Beckmann unter dem Titel “Kredit gewähren in einer geldgesättigten Ära” (S. 169-171). Während Overmeyer die Übertragbarkeit des urbanen Konzepts der Zwischennutzung auf ländliche Räume diskutiert und befürwortet, bleibt Beckmann (bis 2017 Vorstand der GLS Treuhand) eher im Allgemeinen.
Gelegentlich trägt der Soziologenslang mehr zur Verrätselung als zur Aufklärung bei – Beispiel Heinz Bude: “Wenn aus dem Puzzle der Experimente tradierbare Erfahrungen und Einsichten resultieren, die dem Sozialen Dauer verleihen, dann muss das in der Art eines Wissens repräsentiert sein, das dem Charakter der Einsätze, den Schleifen des Lernens, den Arten von Verpflichtung und den Mustern von Wechselseitigkeit eine erkennbare ‘Gestalt’ verleiht.” (S. 179)
Entschädigt wird der Leser für solche Verquastheiten durch Tina Veihelmann, die erfrischend die Lebenskraft des Dorfes schildert und den städtischen Klischees – auch den wohlmeinenden – gegenüberstellt. Ihre optimistisch stimmende Überlegung: “Könnte es sein, dass es den ländlichen Räumen heute ähnlich ergeht wie Kreuzberg vor 30 Jahren? Wie den ‘verödenden’ Innenstädten, bevor man erkannte, dass deren Dynamik sich drehen kann? Und sich schlussendlich wendete? Ähnlich wie damals schreiben heute Analytiker einem Raum – dem Land – nur einen höchst begrenzten Spielraum möglicher Entwicklungen zu. Und der ergibt sich aus dem, was in der Vergangenheit geschah. Nicht aus dem, was werden kann. Übersehen wird, was Menschen aus Räumen machen können.” (S. 175)
Den Stimmungsumschwung zugunsten von ländlichem Leben zu schaffen, dazu trägt das Buch bei. Und empfohlen sei die zugehörige Website als Schatz für alle ländlich Engagierten: http://www.neulandgewinner.de/
Kontakt: kontakt@dr-wolf-schmidt.de
Autor Dr. Wolf Schmidt berät Stiftungen, ist Sprecher des Landesnetzes der Stiftungen in MV und leitet die „Initiative Neue Ländlichkeit” in der Mecklenburger AnStiftung.
Wir sind der Verein der Gartenfreunde „Punschendörp 1957“ e.V.
Wir feierten am 16.09.2017 unser 60 Jähriges Bestehen.
Aus diesem Anlaß haben wir in unsererm Vereinsgarten das Projekt vom
„Generationengarten zum Mehrgenerationengarten“
– Ein Platz für das Ehremamt- auf dem Weg gebracht.
Als erste unterstützte uns unser damalige Ministerpräsident Erwin Sellering unbürokratisch mit seiner Stiftung für das Ehrenamt und bürgerliche Engagment in MV und jetzt bekommen wir eine Förderung aus dem „Europäischen Struktur- und Investitionsfond über unser Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit MV.
Unser Ziel ist es: Einen Platz im grünen Bereich in unser Stadt Penzlin für Jung und Alt zu schaffen, in dem wir die jungen Generationen an das
mecklenburgische Brauchtum ( Gartenarbeit und LW) mit Unterstützung der älteren Generation/ Fachkräfte heranführen. Aber auch einen Platz in dem Inklusion in unserer Stadt gelebt wird.
Die materielle Basis des Generationengarten haben wir bis jetzt zur Hälfte fertig gestellt. Im Mai 2018 wollen wir unser Projekt fertig stellen. Alle Arbeiten werden in ehrenamtlicher Verantwortung ausgeführt. In unserer gemeinützigen Tätigkeit leisteten wir Arbeiten in einem Wert von 6800,-€.
Aber auch in der Bauphase sind wir seit Sept. 2017 in den Vereinen und ab Febr.2018 in den Schulen unserer Stadt unterwegs, um über unsere PowerPoint -Präsentation
allen das Projekt nahe zu bringen und auch zum Mit-Machen einzuladen.